Mainzer Stolpersteine

Frei Schwimmer sehen eine Borussia, die in Rheinland-Pfalz in Unterzahl kein Land sieht

9. November 2024

Was ist der Unterschied zwischen Donald Trump, Christian Lindner und Emre Can?

Während Trump seit der US-Wahl leider als unterschätzt zu bewerten ist, erwiesen sich Lindner im Zusammenhang mit dem Ampel-Aus und dem Ende der Bundesregierung als politisch völlig überschätzt, Emre Can nach dem Auftreten in Mainz fußballerisch.

Der Kapitän unserer Borussia schien sich nach den guten Partien gegen Leipzig und Graz gefangen zu haben. Was aber bitteschön sollte das Einsteigen an der Strafraumkante in der 30. Minute beim Stand von 0:0 mit der offenen Sohle gegen den Mainzer Lee? Can bettelte um die Rote Karte, die er nach der Szene auch folgerichtig sah. Er erwies seiner Mannschaft damit einen Bärendienst, der durch die Dezimierung aber nicht zwangsläufig in einer 1:3-Niederlage hätte münden müssen.

Der Borussia fehlt auswärts derzeit einfach zu viel. Und das, was nicht da sein sollte, gibt es zuhauf. Keine Widerstandsfähigkeit im Behaupten und im Erkämpfen der Bälle, kaum Doppelpässe, wenig Tempo, ausbaufähige Raumdeutungen, brach liegende Außenbahnen, schlechte Bewegung ohne Ball, massig individuelle Fehler, fehlende Form. Oben drauf kommt der Sahinsche Ballbesitzfußfall, der langweilig anzuschauen ist, wenig Überraschendes kreiert und nach hinten nicht stabil genug ist. Gepaart mit einer Kaderplanung, die sich aufgrund der Verletztenmisere als verfehlt erweist und den Konkurrenzdruck verpuffen lässt. So subsummieren sich die Dinge insgesamt zu einer veritablen sportlichen Krise. Wer nach Spielen in Augsburg, Mainz, Berlin, Stuttgart und Bremen lediglich mit einem Pünktchen im Gepäck heimkehrt, mutiert zum Bundesliga-Leichtgewicht.

Im Gegensatz dazu stehen die Fans, die selbst nach dem müden Auftritt im von außen wie ein Schuhkarton aussehenden Stadion dem Team applaudierten und somit wenigstens das Engagement honorierten, dass die letzten zehn Schwarzgelben auf dem Feld zeigten. Sie wollten. Sie konnten aber nicht. Da helfen keine Pfiffe. Sondern nur Reflektion, Analyse, Problemerkennung und Lösungssuche und Umsetzung. Wir brauchen noch einen spielenden Linksverteidiger, eine funktionierende Sechs und einen zweiten, echten Stürmer.  

Unsere Gruppe erreichte Rheinland-Pfalz auf diversen Wegen. Die einen nahmen den Bus, andere morgens um kurz vor 7 Uhr die Regionalbahn, zwei Freischwimmer den ICE. Vereint im Block war die Stimmung zunächst gut bis sehr gut. Eine Choreo flankierten die ersten Bemühungen der Borussia, in Führung zu gegen. Stimmgewaltig sollte das Team zum Sieg getragen werden. Doch mit jeder Minute schwand der Glaube daran, bei den 05ern etwas holen zu können. Viel zu einfach fiel das 0:1. Viel zu schnell konnten die Mainzer das Ausgleichstor kontern – und das einige Sekunden vor dem Pausenpfiff. Das war einfach zu billig und zeigte, dass auch die Konzentrationsfähigkeit derzeit bei den Kickern nicht das höchste Niveau erreicht.

Nach über 90 Minuten war klar, dass Mainz sich leider wieder einmal als Stolperstein erwies und auf der Rückfahrt ein paar Frustbierchen zu schlucken waren. Ohne hält man das Auftreten der Borussia auswärts fast nicht mehr aus. Für Linder und Trump gilt das auch. Aber sich jetzt die nächsten vier Jahre zuzudröhnen, hilft ja auch nicht weiter.