Strahlkraft des Vereins, Zahl der Mitglieder, Anzahl der Fan-Clubs, Etat der Mannschaft, Fanbase, Stadiongröße – zwischen Holstein Kiel und Borussia Dortmund liegen Welten. Derzeit aber nicht im Kerngeschäft. Wenn es zum Vergleich auf dem Rasen kommt.
Das Team von der Förde zog den Schwarzgelben zum Ausklang der Hinserie gehörig das Fell über die Ohren. Mit 2:4 ging die Borussia an der Ostsee baden. Dabei hinterließ der Auftritt der Sahin-Truppe besonders in den ersten 45 Minuten einen desaströsen Eindruck. Tempo, Spielwitz, Spielfreude, Sicherheit am Ball, eingespielt wirkende Ballpassagen, Rückwärtsbewegung, Galligkeit im Zweikampf, Torgefahr, taktisches Verhalten, Raumdeutung, Raumdeckung – die Liste der Unzulänglichkeiten ist so lang wie die Fahrt der Frei Schwimmer Richtung Holstein-Stadion gewesen ist.
Rund 450 Kilometer wurden per PKW und Bus ab Dienstagmorgen absolviert, um pünktlich zum Anstoß um 18.30 Uhr vor Ort zu sein. Es gibt Auswärtsfahrten, die braucht in Sachen Ansetzung kein Mensch. Dürfte sich die Mannschaft des BVB auch gedacht haben, ob des blutleeren Auftritts im mit 15.000 Zuschauern ausgefüllten Ministadion am Kieler Westring. Entsprechend immer verhaltener reagierte der schwarzgelbe Block. Die Stimmung sank trotz Pyroshow mit jeder Spielminute, die Unterstützung knickte ab. Kommt kein Feuer vom Platz, ist es schwer, den Funken von den Rängen auf das Feld zu tragen. Zudem trägt der bauliche Zustand der Gästetribüne dazu bei, dass Gesänge verpuffen. Selbst nach dem Anschlusstreffer zum 2:3 durch Gittens fehlte auch dem Team der Glaube, die Niederlage abwenden zu können. Zu pomadig, zu behäbig, zu schwach gerierte sich der Auftritt an diesem kalten Dienstagabend. Wie so oft in dieser Spielzeit. Wie so oft in den Auswärtspartien.
Desillusioniert, geschockt, betroffen, verärgert und enttäuscht ging es nach den fast 100 Minuten zurück zu den Fahrzeugen, um anschließend auf der sechs bis sieben Stunden dauernden Rücktour ausgiebig die Situation zu analysieren. Im letzten Mai im Endspiel in der Champions League, sieben Monate später eine mit Mängeln durchgesetzte Mannschaft. Der Fall kann nicht tiefer sein.
Was jetzt? Die Lage muss knallhart beleuchtet werden. Hier ein paar Ansätze:
Jetzt bleiben ein paar Tage, um bis zum Wochenendstart die Wunden zu lecken. In Frankfurt geht es wieder auswärts ran. Der Glaube an eine Wende jedoch schmilzt derzeit wie der Schnee in der Sonne. Zu vielen Sonntagsreden und Versprechungen sind Enttäuschungen gefolgt. Der BVB ist gerade dabei, selbst die Treuesten und den Treuesten den Spaß am Fußball zu vermiesen.
Und dennoch machen auch wir Frei Schwimmer uns auf den Weg, nach dem Badetag an der Ostsee dafür zu sorgen, am Freitag nicht am Main unter zu gehen. Und den Spielern ins Stammbuch zu schreiben, dass sich Größe nicht nach dem Gehaltsscheck misst. Sondern ein Resultat ist aus Arbeit, Fleiß, Disziplin, Ehrgeiz und Galligkeit, es anderen zeigen zu wollen. Und zack, sind wir wieder bei der ungeliebten Frage nach Mentalität und intrensischer Motivation , die der Strahlkraft des Vereins im Moment alles andere als gerecht wird.