Bologna beherbergt die älteste Universität Europas. Gegründet bereits im Jahre 1088, stehen die Mauern am Palazzo de´ll Archiginnasio für Wissenschaft, Gelehrsamkeit und Aufklärung.
Wie passend für den Auftritt unserer Borussia im zweitletzten Vorrundenspiel der Champions League gegen den dort heimischen BFC. Denn nach dem 1:2 und dem desolaten Auftreten im 1927 erbauten Stadio Renato Dall´ Ara war allen die Erkenntnis deutlich vor Augen geführt: Die Zusammenarbeit mit Chefcoach Nuri Sahin hatte keine Zukunft mehr.
Trotz Führung ließ sich unsere Mannschaft immer mehr den Schneid abkaufen, hinten rein drängen. Es gab kaum noch Entlastung, keine spielerischen Lösungen oder Varianten, sich aus der mannorientierten Deckung des FC Bologna zu befreien. Einziges Prinzip: Langholz auf die Nummer 9. In der Hoffnung, dass Guirassy die Pille festmachen und ablegen kann. Das klappte kaum bis nie. Folge: Das Spielgerät landete wieder fix beim Gegner, der uns dann im Verlauf der Partie auch körperlich deutlich abhängte, lange Bälle in die Zentrale fliegen ließ. Das reichte, um uns innerhalb von einer Minute und nach wiederum eklatanten Verhalten im Verteidigen gegen den Ball sowie in der Staffelung in Rückstand geraten zu lassen. Widerstand und ein Aufbäumen gegen die Niederlage war wieder einmal nicht zu erkennen. Das Team von Nuri Sahin wirkte gehemmt, desorientiert, blutleer.
Somit blieb den Verantwortlichen gar keine andere Wahl, als die Reißleine zu ziehen und an der Seitenlinie einen Wechsel einzuleiten. Samstag geht es gegen Werder nun darum, unter Leitung von U19-Coach Mike Tullberg die Kurve zu bekommen.
Das Spiel und das ernüchternde Ergebnis bildeten somit den ganz unerfreulichen Abschluss eines Ausfluges, den eine große Schar von Frei Schwimmern unternahm, um vor Ort die Schwarzgelben zu supporten. Mit der Bahn, dem Bus oder Flieger ging es in die über 1100 Kilometer entfernte Stadt, die uns neben den Wert der Fakten und Forschung auch die Pizza Bolognese geschenkt hat. Doch die Kombination aus Hackfleischsoße auf Teich war nicht nur die einzige lukullische Extravaganz, die sich unsere Sektion Bologna in der historischen Altstadt an der Piazza Maggiore gönnte. Kurz: Es gibt Auswärtsspielorte, die essenstechnisch durchaus mit einem unambitionierteren Angebot aufwarten können.
Nach dem Match hieß es, Abschied zu nehmen von der Region Emilia-Romagna und sich auf die Heimreise zu begeben. Mit genügend Zeit, um Ursachen der sportlichen Krise zu ergründen. Die Fähigkeit zur knallharten Analyse sei auch den Verantwortlichen des BVB gegönnt. Denn der Wert der Tatsachen zählt nicht nur an Universitäten, sondern auch auf dem Fußballplatz. Hier ist die BVB-Chefetage am Rheinlanddamm selbst in der Pflicht, sich zu hinterfragen, auf was es derzeit ankommt. Auf persönliche Eitelkeiten und Kompetenz-Sandkastenspielchen. Oder doch auf das Bestreben, gemeinsam den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Auch wenn das unter Umständen bedeuten würde, bestimmten Leuten den Stuhl vor die Tür setzen zu müssen. Das gehört mit zur Analyse. Mit zum Mut zum Gut Wahrheit. Den sehen Gelehrte an Universitäten vielfach als Ausgangspunkt für Besseres.