Huldigung der hilfsbereitschaft

Frei Schwimmer-Gruppe auf dem Weg nach Pillenkusen ohne Glauben an die Bahn

29. November 2025

„Gewöhnlich haben die Menschen den guten Willen zu helfen nur bis zu dem Augenblick, da sie es könnten“. Luc de Clapiers, einer der bedeutendsten französischen Moralisten des 18. Jahrhunderts, wurde am Samstag im Zug zum Auswärtsmatch nach Pillenkusen auf wunderbare Weise widerlegt.

Auf einer der zahlreichen, ungeplanten Zwischenstopps rächte sich das mangelnde Vertrauen in die Fähigkeiten von DB-Mitarbeitern. Eine Frei Schwimmerin, die sich in einer Fanclub-Gruppe mit an Bord befand, nahm die Aussage des Fahrzeugführers, die Weiterfahrt scheitere an einem Schaden an einer Oberleitung offenbar als Einladung, die Bahn zu verlassen und die Zigaretten-Ersatzdampfmaschine anzuwerfen. Kaum ausgetreten, schlugen die Türen zu und der Zug zischte mit winkenden Frei Schwimmern im Inneren an der verlorenen Seele auf dem Bahnsteig vorbei. Ohne Handy. Ohne Jacke. Ohne Fahrkarte. Aber mit Hilfe.

Mitreisende boten spontan Unterstützung an. Geld. Handy. Mitgefühl. Zehn Minuten später trudelte der nächste Zug ein, sodass die Alleingelassene die Gruppe informieren konnte, nachfuhr und eine Wiedervereinigung im Block der Bayer-Arena fast Erinnerungen an 1990 und die Zusammenführung von BRD und DDR weckte.

Danke für die Hilfsbereitschaft. Es tut gut zu wissen, dass nicht alle nur noch an einen eigenen Nutzen denken, solidarisch handeln, ohne eine Gegenleistung zu erwarten oder einen Vorteil zu suchen.

Die Kicker von Bayer trieben die Empathie für andere im Spiel gegen den BVB später auf die Spitze. Die mangelhafte Chancennutzung grenzte in einigen Szenen fast schon an Altruismus, der freiwillige Unterstützung paaren lässt mit besonderer Selbstlosigkeit.

Die Borussia hingegen bestach durch Effektivität. Die sich bietenden Möglichkeiten nutzten die Kovac-Kicker eiskalt. Die 2:0-Führung hätte sogar noch ausgebaut werden können. Bayer gelang kurz vor Ende der Partie zwar noch der Anschluss. Mehr aber auch nicht.

Bayer bietet sich bereits Dienstag die nächste Gelegenheit, sich unegoistisch zu zeigen und im Pokalspiel den BVB wieder in den Sattel zu hieven. Denn wie bereits Publizist Franz Schmidberger auf den Punkt gebracht hat: „Hilfsbereitschaft ist eine Tugend, die nicht immer belohnt wird und trotzdem Sinn macht.“ Besonders aus schwarzgelber Perspektive. Dafür hoffentlich wieder ein fettes Dankeschön.