Was haben Spider-Man, Captain America, Joda, Superman, Mahatma Gandhi mit Borussia zu tun? Eventuell viel. Wenn es jedenfalls nach dem so genannten Batman-Effekt geht. Darin wird eine Strategie beschrieben, bei der eine Person eine andere Perspektive einnimmt, indem sie sich vorstellt, jemand anderes zu sein, um Schwierigkeiten zu umschiffen. Durch die Distanzierung von sich selbst und dem Schlüpfen in fiktiven oder realen Figuren werden Kräfte freigesetzt, die Motivation gesteigert, Ausdauerfähigkeiten ausgebaut. Das Ganze ist wissenschaftlich erforscht und dokumentiert. Ob BVB-Coach Kovac auf die Maßnahme aus der Psychologie vor Spielen zurückgreift, ist nicht überliefert. Aber nach dem Auftreten der Borussia in Augsburg könnte man den Eindruck gewinnen.
Der 1:0-Sieg am Lech fällt nicht in die Kategorie „filigran“. Sondern war einzig dem unbändigen Willen geschuldet, als Sieger vom Feld gehen zu wollen. Im fünften Match von sieben innerhalb von 22 Tagen hieß es, Resilienz zu zeigen und die Augsburger Angriffsversuche allesamt auch auf der letzten Rille ins Leere laufen zu lassen. Die Abwehrstrategen warfen sich in jeden Versuch, die das eigene Tor in Gefahr brachten. Rund 124 gelaufene Kilometer ließen die Profis auf dem Rasen, um auch die kleinsten Räume zuzustellen. Sah nicht nett aus, war aber effektiv und am Ende erfolgreich.
Ähnlich anstrengende Tage liegen auch hinter und vor den Frei Schwimmern. Auswärts in Bayern, Kopenhagen, Frankfurt, Augsburg, jetzt Manchester und Hamburg: Es werden in wenigen Wochen tausende von Autobahnabschnitten abgerissen, um den Schwarzgelben in der Fremde beizustehen. Das kostet nicht wenige Euros und aufgrund unglücklicher Spielansetzungen zahlreiche Urlaubstage. Was davon BVB-Fans halten, wurde zu Beginn der Partie im bayrischen Schwabenland anhand fliegender Tennisbälle deutlich gemacht.
Anfang November stehen zwei weitere Ansetzungen auf dem Plan. Mittwoch in Manchester, Samstag beim HSV. Mit im Gepäck vielleicht Batman-Wissen. Benötigt werden Hulks und Mozarts. Die einen für das Rustikale. Die anderen für die Grazilität. Denn wer würde nicht eine formvollendete Zauberflöten-Arie fußballerisch adaptiert in lehrbuchartigen Konterfußball oder wunderbaren Ballstafetten umgesetzt sehen wollen – dies Bildnis wär bezaubert schön.